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09Die Heimat der Wildform von Ficus carica liegt vermutlich in Vorderasien. Sie ist dort eine uralte Kulturpflanze und wurde schon um 3000 v. Chr. von den Assyrern genutzt. Um etwa 700 v. Chr. wurde sie auch in Griechenland gepflanzt und verbreitete sich wenig später im ganzen Mittelmeerraum.
Der römische Koch Apicius soll seine Schweine mit syrischen Feigen gefüttert haben, um das Fleisch zur Vollendung zu bringen. In Rom waren Feigen bei allen Bevölkerungsschichten sehr beliebt.
Plinius berichtet, in getrocknetem Zustand dienten sie den gleichen Zwecken wie Brot und vergleichbare Nahrungsmittel.
Nach Columella stellten Dörräpfel und -Birnen, doch vor allem Feigen die wichtigsten Wintervorräte der Landbevölkerung dar. Heute wird der Feigenbaum hauptsächlich im mediterranen Raum als Nutzpflanze, aufgrund seiner wohlschmeckenden Früchte kultiviert.
Die Feige ist die erste mit Namen erwähnte Frucht in der Bibel. Sie wird in der Geschichte von Adam und Eva erwähnt. Bei Ausgrabungen von Geser, einer großen antiken Stadt westlich des Gebirges Juda, wurden getrocknete Feigen gefunden, die aus der Zeit um 5000 v. Chr. stammen. Die Feige war ein wichtiges Nahrungsmittel in biblischer und nach biblischer Zeit.
Wegen ihres hohen Zuckergehaltes konnte sie getrocknet oder zu Fladen gepresst für die obstlose Zeit gelagert werden. In der Bibel wird die Feige häufig zusammen mit der Rebe erwähnt. Die Rebe und auch die Feige beide werden zu den „sieben Arten“ gezählt und symbolisieren Wohlergehen und Frieden.
Sie gilt als appetitliches Symbol für Liebe, Lust und Leidenschaft, ist die schöne, orientalische Fremde und vertraut süsse Verführung zugleich.
Der Feigenbaum (Moraceae -Maulbeerbaumgewächse) ist ein laub wechselnder Baum, der 10 bis 15 Meter hoch werden kann. Seine Äste wachsen schon unmittelbar über dem Boden, so dass sein Habitus strauchartig aussieht. Seine Krone ist licht und die Borke glatt von silbergrauer Farbe. Der Feigenbaum führt Milchsaft. Die Blätter des Feigenbaums sind relativ groß und netz nervig gebaut.
Sie sind gestielt (bis zu 20 cm lang) und in 3 – 5 Lappen auseinandergespreizt. Man sagt, die Blätter sehen aus, wie eine gespreizte Hand. Die Blätter fühlen sich dick und ledrig an. Die Oberseite des Blattes ist rauhaarig, die Unterseite hingegen weich haarig. Die Blüten sind äußerlich nicht sichtbar. Sie sitzen an den Innenwänden krugförmig eingesenkter Blütenstandachsen, deren Öffnung durch Schuppen blätter verschlossen sind, die in Blattachseln stehen.
Aus der Wildform des Feigenbaums haben sich infolge jahrtausendelanger Kultur zwei Formen entwickelt. Zum einen die Bocks-, Holz- oder Capri – Feige und zum anderen die Kultur feige. Die Blütenstände der Kultur – Feigen enthalten nur langgriffelige, fruchtbare, weibliche Blüten, die der Bocks feige dagegen neben kurzgriffeligen weiblichen auch männliche Blüten.
Am Feigenbaum wachsen Fruchtstände heran, die eine kugelige bis birnenförmige Gestalt aufweisen und je nach Sorte ein grüne bis dunkelviolette Färbung (z.B. echte Feige – Ficus carica) aufweisen. Dies sind jedoch nicht die eigentlichen Früchte der Feige.
Bei der eigentlichen Frucht handelt es sich in Wirklichkeit um die kleinen, rötlichen Körnchen, die sich in großer Zahl innerhalb der Feigen befinden.
Der Feigenbaum wächst nur in warmen Klimaten. Er bevorzugt steinige, basische Böden. Die Hauptanbauregionen befinden sich in den Mittelmeerländern. In günstigem Klima kann ein Baum 3 mal pro Jahr Früchte hervor bringen. In unseren Gebieten (der Feigenbaum als Gartenpflanze) ist nur maximal eine Ernte im Herbst möglich.
Die Befruchtung der Feigen geschieht mit Hilfe der Gallwespe (Symbiose). Bei der Befruchtung ist die Essfeige von der Holz feige abhängig. In einer Plantage müssen deshalb immer einige Holz feigen stehen, ansonsten kann es nicht zu einer Befruchtung rein weiblicher Blüten kommen. Bei der Feige gibt es dreierlei Blüten; neben den männlichen findet man zwei Arten von weiblichen Blüten, nämlich langgrifflige und kurzgrifflige.
Die langgriffligen Blüten bilden Samen, während die kurzgriffligen als sogenannte Gallenblüten einer Gallwespe zur Ablage der Eier und zur Aufzucht der Larven dienen.
Die daraus schlüpfenden, jungen Gallwespen nehmen vor dem Verlassen des Hohlraums der Feigen Pollen der männlichen Blüten auf und übertragen den Pollen dann auf langgrifflige weibliche Blüten der Essfeigen. Aus der Befruchtung gehen die bekannten kleinen einsamigen „Nüsschen“ hervor, die reife Feigen zu Hunderten ausfüllen.
Die allermeisten Feigen werden getrocknet. Dies geschieht an der Sonne oder in Heissluftöfen. Der Wassergehalt wird dabei auf 18 bis 33% gesenkt, der Zuckeranteil steigt auf rund 60%. Die im Handel erhältlichen Rollen entstehen, indem man die getrockneten Feigen unter heißem Wasserdampf presst. Die Hauptverwendung der Feigen ist dementsprechend als Obst.
Aus dem Saft reifer Feigen wird auch ein Dessertwein hergestellt. In Spanien stellt man Feigen Käse her, aus reifen Feigen, Hasel-, Zirbelnüssen, Mandeln, Pistazien und Gewürzen. Geröstete Feigen werden auch zu Feigenkaffee verarbeitet.
Im Handel werden die Feigen meist nicht unter den Sorten namen gehandelt, sondern nach der Herkunft benannt: Smyrna-Feigen (Türkei, besonders Mäander-Tal), Bari-Feigen (Provinz Puglia, Italien), Fraga-Feigen (Provinz Huelva, Spanien), Calamata-Feigen (Peloponnes, Griechenland), Bougie-Feigen (Algerien).
Neben 80% Wasser enthalten die reifen Früchte auf 100 Gramm gerechnet 107 Kalorien (kcal), 0,1 Gramm Fett sowie kein Cholesterin. Weiter sind in Feigen 28 Gramm Kohlenhydrate und 0,4 Gramm Protein enthalten.
Feigen sind reich an wertvollem Fruchtzucker, außerdem enthalten sie Vitamin A, B1 und C, Kalzium, Kalium 97 mg, Magnesium und Eisen. Diese Inhaltsstoffe sind für die Blutbildung und zur Förderung der Verdauung besonders wichtig.
Feigen eignen sich, ähnlich wie Datteln, vorzüglich zum trocknen und sind deshalb auch schon seit vielen Generationen in unseren Breitengraden bekannt. Frische Feigen dagegen, waren wegen ihrer Empfindlichkeit lange kaum zu bekommen.
Heute erreicht uns die ursprünglich aus Kleinasien stammende Frucht, im Kühlwagen direkt aus den südlichen Importländern und hierbei vorwiegend aus Italien.
Feigen gehören zu den klimakterischen Früchten, können also unreif geerntet und transportiert werden. Sie reifen bei Normaltemperatur schnell nach. Unreif schmecken Feigen nicht und sondern einen bitteren Milchsaft ab. Reife Feigen sind je nach Sorte grüngelb bis violett, im Innern weiß rosa oder kräftig rot.
Mit zunehmender Reife bildet sich auf der Schale ein weißer Film aus kristallisiertem Zucker. Die Schale selbst wird im allgemeinen nicht mit gegessen. Der Geschmack ist süßlich, bei hierzulande gezüchteten Sorten (Treibhaus) etwas fade, bei den importierten Sorten wesentlich aromatischer.
Etwas Säure oder entsprechend kräftige Beigaben heben den Eigengeschmack. Rohe Feigen schmecken wie auch Weintrauben hervorragend zu Käse, aber auch zu Salami und geräuchertem oder luftgetrocknetem Schinken.